Nach dem Original Violoncellokonzert bearbeitete Ausgabe für Viola (oder
Violine oder Violoncello), Klavierauszug mit je einer Solostimme
Violine, Viola und Cello.
Schwierigkeitsgrad: mittel.
Als
»Instrument der Mittelstimmen« geriet die Viola seit Beginn des 18.
Jahrhunderts immer mehr in den Schatten der sehr viel populäreren
Violine, eine Tatsache, die sich auch in der geringen Zahl der
überlieferten Solokonzerte widerspiegelt. Der Mangel an konzertanter
Literatur für die Bratsche (aber auch andere Instrumente) mag die Brüder
Henri (1879-1947) und Marius Casadesus (1892-1981), Angehörige einer
bekannten französischen Musikerfamilie, dazu bewogen haben, vergessene
Werke älterer Meister aufzuspüren und für die Praxis neu zu erschließen.
1916 legte Henri Casadesus, selbst ein hervorragender Bratschist
und Viola d'amore-Virtuose, ein Konzert für Viola und Orchester in
c-Moll vor, das er als Neuentdeckung eines 1768 in London komponierten
Werkes von Johann Christian Bach (1735-1782) deklarierte. Ohne nähere
Belege anzuführen gab Casadesus vor, das von Bach ansatzweise mit
Klavierbegleitung aufgezeichnete Konzert rekonstruiert und harmonisiert
zu haben. Während er das Konzert auch für die Alternativbesetzung mit
Solovioline oder Solovioloncello einrichtete, übernahm ein weiterer
Bruder, Francis (1870-1954), die Orchestrierung
Erst 1947 lag das Werk in einer Ausgabe des Pariser Verlages
Salabert gedruckt vor. Auch hierin fehlt jegliche Angabe zur benutzten
Quelle. Der Erstdruck hat nicht zuletzt aus diesem Grund den Verdacht
weiter erhärtet, dass Casadesus die Violaliteratur mit einem von ihm
selbst stammenden Falsifikat bereichert hatte. 1963 wurde die
Richtigkeit dieser Vermutung von der Witwe Casadesus' bestätigt. Als
Ergebnis stilistischer Vergleiche konstatierte Walter Lebermann 1967,
das Violakonzert weise »nicht die geringste Beziehung zum 'galanten'
Instrumentalstil« Johann Christian Bachs auf. In der Tat sprechen einige
harmonische Wendungen, vor allem aber die auffallend konzentrierte und
homogene Art der motivischen Behandlung aller drei Sätze eindeutig gegen
dessen Autorschaft. Die thematische Zyklusbildung zwischen erstem und
letztem Satz ist eine Idee, die sicher nicht aus der Zeit des »Londoner
Bach« stammt.
Die mystifizierte Herkunft des Werkes hat der Popularität der
Musik selbst in keiner Weise geschadet. Mit seiner Kantabilität und
seinem mitreißenden Schwung zählt das von Casadesus 'rekonstruierte',
unter dem Namen Johann Christian Bachs bekannt gewordene c-Moll-Konzert
für Viola und Orchester heute zu Recht zu den beliebtesten Werken dieses
Genres.
Eine Ausgabe mit CD ist unter der Art. Nr. 921146 und eine Begleit-CD unter der Art. Nr. 921399 erhältlich.
Komponist: Johann Christian Bach.
Edition Peters EP8878.