Schmiedinger, H.: »...verse sind wohl für die Musick das unentbehrlichste« (2013)


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Ausgabe für Klarinette, Violoncello und Klavier, Partitur und zwei Einzelstimmen. Schwierigkeitsgrad: schwer.

»Dieses Auftragswerk der Deutschen Mozart Gesellschaft – noch dazu mit der Uraufführung im Rahmen des Deutschen Mozartfestes in Augsburg – hat mich dazu inspiriert, für dieses Werk einen Mozartbezug zu suchen. Die Besetzung des Preisträgerensembles ›Triphonia‹ mit Klavier, Klarinette und Violoncello ist spätestens seit Beethovens Op. 11 und Brahms‘ Op. 114 kein ›unbeschriebenes Blatt‹ mehr. Im Zusammenhang mit Mozart jedoch ist diese Triobesetzung gleichsam jungfräulich.
Die einzelnen Instrumente aber spielen in Mozarts Biographie und Werk eine wichtige Rolle: ›hier ist doch gewis das Clavierland!‹ schreibt er aus Wien. Und aus Mannheim, wo er die Klarinette im dortigen Orchester kennen und lieben gelernt hat, schreibt er: ›ach, wenn wir nur auch clarinetti hätten!‹ Damit war die Idee zu diesem Werk geboren: verbale Sätze Mozarts bilden die Titel der musikalischen Sätze dieses Trios.

Interessanterweise findet sich in Mozarts Korrespondenz kein Satz über das Violoncello, dafür aber in seinem Nachlass der unvollendet gebliebene Anfang einer Sonate für Violoncello und Klavier. Ich habe also im zweiten Satz Wolfgang Amadeus Mozart im Originalton zitiert und weitergesponnen. Das Zitat dieses Satztitels stammt aus der Feder Leopolds – damit wurde aus der Not eine Tugend und der Bezug zu Augsburg hat sich wie von selbst ergeben. Somit ist jedem der drei Instrumente im doppeldeutigen Sinn des Wortes ein Satz gewidmet, was sich auch in einer gewissen musikalischen Führungsrolle des Instruments im jeweiligen Satz widerspiegelt. Im nächsten Schritt habe ich die Wortzitate der Satztitel auf ihre ›Musikalisierbarkeit‹ hin untersucht und im ersten und dritten Satz das komplette rhythmische und tonale Material aus diesen Versen gewonnen: Schon der Beginn des ersten Zitates ist der auskomponierte Klang A-C-H, mit dem die Klarinette ihren Satz eröffnet. Die Bedeutung der Binnenstruktur dieses Satztitels für die Komposition geht aber noch viel weiter: Zwischen dem ersten und zweiten Wort gibt es – durch einen Beistrich sichtbar getrennt – keinen gemeinsamen Buchstaben, alle anderen Wörter sind mit einer ›Buchstabenbrücke‹ zumindest eines gemeinsamen Tones verwoben. Diese Brücken wiederum spiegeln sich in den Verbindungen der Tonvorräte der Abschnitte dieses Satzes wider. Als hätte Wolfgang meine Pläne vorausgeahnt, liefert er den Titel für das Werk und damit die Zusammenfassung des Kompositionsprinzips selbst in einem Brief an seinen Vater: ›verse sind wohl für die Musick das unentbehrlichste.‹« – Helmut Schmidinger

Doblinger Musikverlag DOBL37301.